Tetraspastik, auch als spastische Tetraplegie bzw. Tetraparese bekannt, ist eine Untergruppe der spastischen Zerebralparese, die alle vier Gliedmaßen (beide Arme und Beine) betrifft.

Im Vergleich zur Tetraplegie ist die Tetraspastik durch eine Spastik der Gliedmaßen definiert, im Gegensatz zu einer vollständigen Lähmung. Sie unterscheidet sich von anderen Formen der Zerebralparese dadurch, dass die Betroffenen steife, ruckartige Bewegungen zeigen, die von einer Hypertonie der Muskeln herrühren.

Bei der Tetraspastik sind zwar alle 4 Gliedmaßen mehr oder weniger gleichmäßig betroffen, dennoch können Teile des Körpers steifer sein als andere, z. B. ist ein Arm fester als ein anderer Arm usw. Die spastische Triplegie betrifft 3 Gliedmaßen (z. B. einen Arm und zwei Beine oder ein Bein und zwei Arme usw.); die spastische Diplegie betrifft zwei Gliedmaßen (gewöhnlich nur die Beine), die spastische Hemiplegie betrifft eine oder eine ganze Körperseite (links oder rechts); und die spastische Monoplegie betrifft eine einzelne Gliedmaße.

Ursachen

Spastische Tetraplegie wird im Allgemeinen durch Hirnschäden oder Störungen der normalen Gehirnentwicklung verursacht. Es ahndelt sich dabei um eine besonders schwere Form der infantilen Zerebralparese (siehe dort auch zu den Details der möglichen Ursachen).

Diagnose

Tetraspastik kann bereits in den ersten Lebensmonaten diagnostiziert werden. Es zeigt sich eine Entwicklungsverzögerung, insbesondere beim Rollen, Krabbeln, Sitzen oder Gehen. Je nach Schweregrad können sich die Anzeichen jedoch auch erst im Alter von 3 Jahren zeigen. Der Muskeltonus wird manchmal für die Diagnose einer spastischen Tetraplegie herangezogen, da betroffene Kinder oft entweder zu steif oder zu schlaff erscheinen.

Ein weiterer wichtiger diagnostischer Faktor ist das Fortbestehen der Frühkindliche Reflexe über das Alter hinaus, in dem sie verschwunden sein sollten (6-12 Monate). Zu diesen Reflexen gehören u. a. der Wurzelreflex, der Saugreflex und der Moro-Reflex.

Eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) kann verwendet werden, um die Ursache der Symptome zu lokalisieren. Bei Frühgeborenen kann Ultraschall für die gleiche Funktion eingesetzt werden.

Da sich die Zerebralparese auf eine Gruppe von Störungen bezieht, ist es wichtig, ein klares und systematisches Benennungssystem zu haben. Diese Störungen müssen nicht progressiv, nicht vorübergehend und nicht auf eine Verletzung des Rückenmarks zurückzuführen sein. Störungen innerhalb der Gruppe werden anhand von zwei Merkmalen klassifiziert - dem physiologischen Hauptsymptom und den betroffenen Gliedmaßen. Damit eine Störung als spastische Tetraplegie diagnostiziert werden kann, muss eine Person spastische Symptome zeigen (im Gegensatz zu athetotischen, hypertonischen, ataktischen oder atonischen Symptomen) und sie muss in allen vier Gliedmaßen vorhanden sein (im Gegensatz zu hemiplegischen, diplegischen oder triplegischen Fällen).

Therapieschwerpunkte

Bei diesen Kindern ist ein realistischer Therapieplan aufzustellen und erreichbare kleine Schritte ins Auge zu fassen.

  • Je größer der Wille und der Antrieb zu den Bewegungen ist, desto schwerer werden dem Kind die Bewegungen. (Dehnung - Kopf - Rumpfmuskulatur)
  • Die Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen vermitteln wir durch Handlung, besonders in die Rotation aus guten Ausgangsstellungen, die das Kind toleriert
  • Mit Spielmaterial u.a. für das protopatische und epikritische System - rauh / glatt, warm / kalt, weich / hart und Formerfassung - also mit der Tiefensensorik zusammen. Klangvermittlung - so klingt etwas
  • Sehvermittlung - so sieht etwas aus; Riech- und Schmeckvermittlung
  • Tonusregulierende Maßnahmen, besonders bei der Tetraspastik mit der starken Hypertonie, wenn das Kind sich selbst bewegen will, erhöht sich seine Muskelspannung noch mehr
  • Die Gelenkbeweglichkeit wird erarbeitet und erhalten aus gesicherten neurophysiologischen Ausgangspositionen
  • Anbahnen von den Stellreaktionen - Kopf auf den Körper und Körper auf Kopf aus Rückenlage / Seitlage / Bauchlage
  • Den Ellbogenstütz erarbeiten, damit das Baby / Kleinkind von daher aus, sich in einer sicheren Ausgangsstellung befindet und zur Gleichgewichtsverlagerung fähig wird
  • Langsam mit viel Rotationsbewegungen um die Körpermitte (senkt z.B. u.a. den Tonus der überspannten Rückenstrecker und geben dem Rumpf so Beweglichkeit und Flexibilität)
  • Vermittlung von Wahrnhmungserfahrungen für Hände - Mund - und Füße, sowie den gesamten Körper u.a. aus Rückenlage = Körpereigenwahrnehmung
  • Taktil / propriozeptive und vestibuläre Stimulation in gut organisierter Ausgangsstellung, damit die Bewegungsfreude darüber geweckt wird, durch ganz gesicherte Ausgangsstellungen
  • Übergang auf den Ball, um die Therapie dort fortzusetzen, aus Bauch- und Seitlage
  • Durch die Schoßbehandlung in gesicherter Position, wie aus BL in den Vierfüßlerstand, abgesichert durch die Beine des Therapeuten
  • Sitzpositionen aus gesicherten Ausgangsstellungen. Aus der gesicherten Stellung, dem Vierfüßlerstandes in die Sitzpositionen - Seitsitz / Langsitz unter achsengerechter Sicherung der Schulter - und Hüft - Gelenke
  • Evtl. den Sitz auf Therapiebank, mit Fußteilbelastungen. Vom Ball, mit Fußbelastung arbeiten
  • Evtl. Augenbewegungen und Fixieren verbessern (wegen der Abducensparese)
  • Mundtherapie u.a. mit Nackenaufrichtung und seitlichen Kopf- und Kieferbewegungen verbessern - für die Kaubewegungen, so daß die Zunge nicht mehr am Gaumen bleibt und so Eß- und Sprachbewegungen besser werden (auch über Hände und Füße arbeiten/stimulieren)

 

Schmerzen & Verletzungen