Eine Übersicht der gebräuchlichsten Test, um die Reaktionen von Säuglingen zu testen. Mit ausführlichen Anleitungen zur Ausführung und zur erwarteten Reaktion. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Frühkindliche Reflexe sowie Stellreaktioen.

Greifreaktionen der Hände und Füße   

Die Oberflächensensibilität sowie die Tiefensensibilität spielen eine wichtige Rolle.Die Testerin / der Tester darf keinen großen Druck auf das distale Ende der Metakarpen (Fingerballen) und Metatarsen (Zehenballen) ausüben. Bei zu starkem Druck kommt es zum passiven Beugen der Finger und Zehen, wodurch die Aussage der Greifreaktionen bedeutungslos werden würde.  

Handgreifreaktion (Palmar):

Ausführung:   Kopf des Kindes muß in Mittelstellung sein. Von der Kleinfingerseite des Babys wird mit beiden Daumen der Untersucherin/ des Untersuchers ein leichter Druck auf die beiden Fingerballen des Säuglings gegeben. Die übrigen Finger befinden sich am Unterarm. (Überlagert mit 6 Monaten)
Reaktion: Beugung der Finger.

 

Die Greifreaktion der Hand ist im 6. Monat (Ende des 2. Trimenans) erloschen. Zu der Zeit ist die Entfaltung der Hand vollzogen. Die Hand beginnt sich sowohl zum Greifen, wie zum Stützen von der ulnaren Seite her zu entfalten, dieses beginnt am Anfang des 2. Trimenans, so daß das Baby ab 6 ½ 7 Monaten fähig ist, sich auf entfalteten Händen zu stützen. (5. Monat Hand-Wurzelstütz, 7. Monat Handstütz).

Fußgreifreaktion (Plantar)

Ausführung: Füße werden in Mittelstellung gehalten. Ein leichter Druck wird auf den/die Fußballen gegeben. Nicht auf den Fußballen greifen.
Reaktion: Beugung der Zehen  

   

Die Galantreaktion:

Ausführung: Das Kind wird beim Auslösen der Reaktion auf der flachen Hand unter dem Bauch gehalten. Der Reiz muß genau paravertebral von Höhe des unteren Schulterblattwinkel bis zum lumbosakralen Übergang ausgeführt werden. (Überlagerung 4-5- Monat)
Reaktion: Auf der Seite des Reizes macht das Kind mit seinem Körper einen Bogen (Konkavität in Richtung des Stimulus), so daß das Becken nach oben gezogen wird.

Überprüfen der Körperstellreaktion:

Die Überprüfung muß ganz langsam vorgenommen werden, da sonst das ZNS nicht adäquat reagieren kann und die Drehungen en bloc verläuft. An Reaktion ist aber zu erwarten, daß sich die Reihenfolge Kopf-Rumpf-Becken oder Becken-Rumpf-Kopf einstellt.

Ausführung: Die Untersucherin / Untersucher faßt aus Rückenlage (Mittelstellung) den Kopf und dreht das Kind ganz langsam zur rechten oder linken Seite. (Anfassen Kopf hinter dem Kind)
Reaktion: Bei passiven Drehen des Kopfes erfolgt die Drehung des Oberkörpers. Die Schulter folgt in Richtung der passiven Kopfdrehung, dann folgt der Beckengürtel.
Ausführung: Die Drehung wird aus Rückenlage langsam zur rechten oder linken Seite vom Becken vorgenommen.
Reaktion: Bei passiven Drehen des Beckens stellt sich erst der Kopf auf den Rumpf ein, dann folgt das Becken.

 

A T N R:

Ausführung: Ausführung aus der Rückenlage, da alle tonischen Nacken- und Labyrinthstellreaktionen aus dieser Ausgangsstellung überprüft werden (siehe auch Nackenmuskulatur). Deshalb eine leichte Fixierung auf dem Brustbein, um eine Mischung mit den Körperstellreaktionen zu vermeiden. Passives-Drehen des Kopfes erst z.B. zur rechten.dann zur linken Seite, eine Hand des Überprüfers auf der Wange des Kindes, womit die passive Drehung ausgeführt wird, die andere Hand liegt locker auf dem Brustbein.
Reaktion: Auf der Seite, wohin der Kopf passiv gedreht ist, also auf der Gesichtsseite, Streckung des Gesichtsarmes, Streckung des Gesichtsbeines mit Spitzfußstellung und Zehenspreizung. Beugeantwort der Extremitäten auf der Hinterhauptseite. Diese Reaktion wird ab 3. Monat schon stark abgeschwächt. Ab 5. - 6. Monat in der normalen Entwicklung nicht mehr auslösbar.

 

S T N R:

Ausführung: Aus Rückenlage. Die Untersucherin, der Untersucher fasst mit einer Hand unter den Kopf des Kindes, mit der anderen Hand leicht auf das Brustbein
Reaktion: Wenig Beugung der oberen Extremitäten (Primärhaltung). Streckung der Beine in Add.,  Innenrotation, Spitzfußstellung, Zehenspreizung. Ab. 3. Monat ist diese Reaktion bei gesunden Kindern nicht mehr auslösbar.

Gekreuzte Streckreaktion:

Ausführung: Das rechte, später das linke Bein wird vom Untersucher (in) passiv angebeugt, die Hand faßt unterhalb des Knies. Das Kind liegt in Rückenlage
Reaktion: (ca. 3 Monate) Das andere Bein zeigt die gekreuzte Streckantwort mit Streckung des Beines, Adduktion, Innenrotation evtl. Zehenspreizung.

 

Suprapubische Streckreaktion:  

Ausführung:   Der Untersucher(in) übt einen Druck auf das Os pubis (Schambein) aus. Das Kind liegt in Rückenlage.  
Reaktion: (bis zum 3. Monat)   Es kommt zur Streckreaktion der Beine mit Add., JR und fächerförmigen zehenspreizung. (wie beim STNR, TLR)  

 

Axillarhängeversuch:  

Ausführung:   Das Kind wird aus Bauchlage seitlich am Rumpf in die vertikale Haltung hochgenommen. Beide Hände der Untersucherin / des Untersuchers halten das Kind am Rumpf fest, die Beine hängen in der Luft.  

Reaktion:

1.  Phase vom 1. Ende des 3. Monats:   

Die Beine haben ab 2. Monat eine lockere Beugehaltung wie beim Landau und Traktionsversuch

2.  Phase vom 4. Monat bis ca. 6. Monat (Ende 7. Monat)  

Die Beine werden gebeugt an den Körper herangezogen (wie beim Landau und Traktionsversuch in der 2 Phase)  

3.  Phase  ab 8. Monat  

Die Beine nehmen von den Knien aus eine lockere Streckhaltung ein Die Füsse sind dorsarflektiert. Pendelt man das Kind, bewegen sich auch die Beine gleich. (Die Streckhaltung der Beine ist ähnlich wie beim Traktionsversuch und Landau in der 4. Phase)  

   

Landau - Reaktion: (Stellreaktion)  

Ausführung:   Das Kind wird unter dem Bauch auf der flachen Hand in horizontaler Lage gehalten? oder seitlich am Rumpf mit beiden Händen.  (horizontal)  
Reaktion:  
1 - 6. Woche 1. Phase:  
Der Kopf ist leicht gesenkt der Rumpf leicht gebeugt Arme und Beine stellen sich in einer lockeren Beugehaltung ein.  
7. Woche bis zum 3. Monat  2. Phase:  
Symmetrische Nackenstreckung bis zur Schulterline leichte Beugehaltung des Rumpfes und lockere Beugehaltung der Arme und Beine  
mit dem 6. Monat ist die  3.Phase erreicht:  
Zur symmetrischen Nackenstreckung kommt die symmetrische Streckung des Rumpfes bis zum thorakorumbalen Übergang. Die Beine sind in leichter Abduktion, locker rechtwinklig gebeugt. Die Arme locker in leichter Beugung gehalten.  
mit dem 8. Monat ist die 4.Phase erreicht:  
Die Kopf-Rumpfstreckung ist vollzogen die Beine werden locker gestreckt gehalten (das Kind streckt den Rumpf und die Beine in einer Line aus). Bei passiver Beugung des Kopfes läßt die Streckung der Beine nach, im Hüftgelenk die Beine werden gebeugt. Die lockere Streckung in den Kniegelenken bleibt.  

   

Traktionsversuch:  

Ausführung:   Aus Rückenlage wird das Kind in die vertikale Sitzlage hochgezogen. Die Greifreaktion der Hände wird in die Gleichgewichtsreaktion mit einbezogen, d.h. der Finger des Testers wird von der ulnaren Seite her in die Hand gelegt. Mit den anderen Fingern wird das distale Ende des Unterarms angefaßt (nicht der Handrücken). Der Kopf des Kindes muß in Mittelstellung sein. Das Kind wird aus dieser Lage langsam hochgezogen.  
Reaktionen:  
1. Woche bis 6. Woche 1. Phase:  
Der Kopf hängt nach hinten. Die Beine sind gebeugt und leicht abduziert.  
7.  Woche bis Ende des 6. Monats  2. Phase:  
Es kommt zur Beugung des Kopfes und Beugebewegung des Rumpfes und Beugung der Beine. - Ab 3. Monat hat der Kopf die Linie des Rumpfes erreicht, d.h. der Hals bildet eine Gerade mit dem oberen Rumpf.  
6.  Monat bis Ende des 6. Monats 2. Phase:  
Am Ende dieser 2. Phase ist der Kopf mit dem Kinn bis zur Brust rausgezogen und die Beine sind bis zum Bauch heran gebeugt.  
8.  und 9. Monat  3. Phase:  
In dieser Phase zieht sich der Säugling mit hoch, der Kopf kann noch besser gehoben werden. Die Beine beginnen sich zu strecken mit Halbstreckung der Kniegelenke (Beine dienen mit zur Gleichgewichtsreaktion).  
10. - 14. Monat  4. Phase:  
Das Kind zieht sich hoch, der Kopf bleibt in der Linie des Oberkörpers, die Beugebewegung verläuft jetzt vom Kopf aus betrachtet nur noch im lumbosakralen Übergang (bis 45°) Die Beine sind abduziert und locker gestreckt. Das Kind sitzt mit aufgerichteter Wirbelsäule.  

   

Seitlagereaktion (modifiziert nach Dr.Vojta)  

Ausführung:  Das Kind wird mit dem Rücken zur UntersucherinlUntersucher gehalten. Das geschieht aus vertikaler Haltung, beide Hände sind um den Rumpf seitlich gelegt. Plötzliches Seitkippen des Kindes in die horizontale Lage.  
Reaktionen:  
1.-10. Woche 1.Phase:
Man beobachtet eine moroartige Umklammerungsbewegung beider Arme. Die Hände sind geöffnet. Beugung des obenliegenden Beines in Hüft- und Kniegelenk mit Dorsalflexion im oberen Sprunggelenk, Pronation des Fußes und fächerförmige zehenspreizung. Streckung des unterliegenden Beines mit Dorselflexion im oberen Sprunggelenk, Supination und Beugung der Zehen. Für die Verwertung der Reaktion ist wichtiger, ob die obenliegenden Extremitäten die gewünschte Reaktion zeigen.  
11 - 20. Woche 1. Übergangsphase:  
Die moroartige Umklammerungsbewegung läßt nach, evt. noch am oben liegenden Arm zu beobachten. Die Arme werden noch abduziert, die Hände sind offen.   Beide Beine nehmen eine Beugehaltung ein und verlieren in dieser Entwicklungsphase ihre frühere differenzierte Bewegung. Die Zehen des oben liegenden Beines werden nicht mehr gespreizt.  
ca. 5. Monat bis Ende des 7. Monats  2. Phase:  
Der Kopf kann seitlich gehalten werden. Arme und Beine nehmen eine lockere Beugehaltung ein, die Hände sind offen oder locker geschlossen. Die Füße sind dorsalfiektiert, meist suprimiert. Zehen sind in Mittelstellung oder gebeugt.  
7.  Monat bis Ende 9. Monat  2. Übergangsphase :
Der Kopf wird seitlich gehalten. Die Arme sind locker gebeugt und gehen später in lockere Vor- oder Abstreckung über. Die Beine werden deutlich vorgestreckt, da sie im Hüftgelenk gebeugt werden, während die Beugung im Kniegelenk nachgelassen hat und langsam beginnt das Zustrecken. Die Füße werden dorsalflektiert, die Zehen stehen in Mittelstellung.  
9.  Monat bis zum 13. und 14. Monat   3. Phase:  
Der Kopf Rumpf kann aus der horizontalen Lage gut in Richtung Vertikal gehalten werden. Die oberen Extremitäten werden abgestreckt (weggestreckt). Die Füße sind dorsalflektiert. Später kann die Reaktion nicht mehr durchgeführt werden, weil das Kind seine Körperhaltung bewußt modifizieren kann.  
Anmerkung:   Vor Ausführung der Reaktion muß die Untersucherin /der Untersucher dem Kind unbedingt die Hände öffnen. Besonders in der frühen Säuglingszeit kommt es leicht zu einer stereotypen Beugehaltung des oberen Armes.

 

Schmerzen & Verletzungen